Naitachal - Das Leben nach dem Tod...

Gast

... Naitachal stand vor dem Plateau des Llothtempel und seine Augen brannten.
Doch es war nicht nur das Licht der Sonne, dass durch die Risse der magischen Schutzhülle über der Stadt strahlte, dass ihm Feuchtigkeit in die Augen trieb.
Er wusste, dass es bald vorbei sein würde.
Wie in Trance sah er am gegenüberligenden Ende der Stadt den rechten Wachturm einbrechen, die Bögen und Steine...fielen wie in Zeitlupe tiefe Meter, zerbarsten auf dem Markplatz...begruben die Leichen hunderter Drows unter einer Geröll und Staubschicht.
Mondshine fiel...

Die Stadt die er in langer harter Arbeit errichtet hatte...die mit dunkelelfischem Leben erfüllt war, die wuchs und gedieh...unter Lloth segen...
Die Stadt, die er für Rei errichtete...für seine Kinder. Für seinVolk, sein Haus...

Nie hatte ein Darthiiri diese Stadt lebendig betreten, nie einen Fuss in dieses Land getan und nun...strömten sie hundertfach durch die zerschlagene Stadtmauer im Osten...
Sie hatten wochenlang die Belagerung ertragen, die Elfen zurückschlagen können, doch sie kamen immer wieder, mit mehr Kriegern, mehr Magiern und mehr Kriegsgerät.

Naitachal wandte den Kopf und sah zum Tempel...bisher war er unversehrt. Und er ahnte, dass Rei durch den geheimen Gang bereits tief ins Underdark vorgedrungen sein musste...mit den Kindern und den Frauen des Hauses.
Sie hatte nicht gehen wollen, sie hatte ihn angefleht, bei ihm bleiben zu können...doch er hatte sie hinuntergeschickt, um Verstärkung zu erbitten...
Die Verstärkung, wenn man sie ihm gewährte würde zu spät kommen...

Er roch die Feuer der brennenden Gebäude, hörte die Schreie seiner sterbenden Soldaten..nein, die Elfen waren zu viele, mit zu viel Magie und Geräten, die seine Stadt, in den letzten Wochen mürbe gemacht, nicht mehr aufhalten würden können...

Naitachal knackte mit den Fingerknöcheln und sah nach vorne...am Ostende der Stadt strömten die Elfen weiter, immer weiter in seine Stadt und vernichteten alles, was sich ihnen in den Weg stellte.
Er schloss die Augen..das war das Ende...er ahnte es.
Und während er seine Rüstung ein letztes mal zurechtrückte und stumm zu Lloth betete, setzte er sich in Bewegung...den Elfen entgegen....

Gast

Neben ihm fielen seine letzten Männer, niedergestreckt von elfischen Pfeilen oder magischen Geschossen...er hörte nur das Sirren, das dumpfe Auftreffen der Pfeile...doch keine Schreie.
Die Männer wussten ebenso wie er, dass sie verloren hatten...dass sie in den Tod liefen und doch... sie waren stolz und gewiss, dass ihr Tod ehrenvoll sein würde. Keiiner von ihnen würde feige fliehen.

Ein Pfeil traf ihn im Oberarm, ein weiterer durchbohrte seinen Brustpanzer und doch lief er weiter, im Inneren sammelte er seine letzten Energiereserven.
Er spürte den Schmerz nicht mehr.
Vor ihm, vom gleissenden Tageslicht erhellt standen sie...die Elfen...nurnoch wenige Schritte...
Dann liess er seine Energien los und sah dass die Elfen fielen, von dunkler Magie zerrissen wurden..er hörte ihre Schreie und es tat ihm gut...er würde so viele wie möglich mit sich reissen.
Um ihn herum prallten seine Männer auf die Elfen...und sie kämpften wie Besessene, stumm...mit zusammengebissenen Zähnen.

Plötzlich verstummte der Kampfeslärm um Naitachal...drohende Stille umschlang ihn und nur einen Wimpernschlag später fühlte er sich emporgerissen und durch die Luft geschleudert. Gleichzeitig drang brennender Schmerz durch seinen Körper...bereitete sich in Sekundenschnelle vom Brustkorb bis in die Fingerspitzen aus.
Er prallte hart auf den Boden des Platzes...
Unfähig sich zu bewegen.
Staub senkte sich um ihn und er sah überall Geröll und Leichen...Elfen...Drow...
Menschen...
Er konnte sich nicht rühren, der Körper erzitterte unter der Last weisser mächtiger Magie, die ihn zusammenschnürte, brennend und schwer in ihm wütete...seine Zellen zu zersetzen drohte.
Der Drow versuchte sich zu wehren, sich dagegen zu stemmen, aber er hatte keine Chance und nicht mehr die Kraft dazu...es mussten zwei oder drei Magier gewesen sein, die ihn zeitgleich getroffen hatten.

Er bekam kaum noch Luft.
Neben ihm knirschte es leise...seine Augen wanderten unendlich langsam in die Richtung.
Er schnitt noch mit, dass im Hintergrund der Kampfeslärm leiser wurde...es war so unendlich weit weg - so schien es ihm...
Als Maitachal seine Augen auf die Stiefel richten konnte, die neben ihm erschienen, und weiter hochsah, gewahrte er einen Elf. Neben ihm.... eine Drow...
Verrat... das schoss ihm nur durch den Kopf, als der Elf sein Schwert auf Naitachals Brust setze.

Er liess den Kopf nach hinten fallen und sah in den Himmel. Über ihm die Reste der magischen Kuppel, die Mondshine einst vor den Strahlen der Sonne bewahrt hatten...dunkle blaue und türkise Streifen waren es nurnoch, die stetig weiter vom grellen Schein der Sonne getilgt wurden.

Naitachal sah Rei...ihr Gesicht, als das Schwert durch seine Brust getrieben wurde...
Das Geschrei der Elfen im Ohr, die ihren Sieg hinausschrien...

Gast

Naitachal schwebte in der Dunkelheit...silbrige Fäden bildeten sich in der Schwärze und begannen sich um ihn zu legen...

Doch jäh rissen ihn helle leuchtende Blitze aus seiner sanften Geborgenheit...grelles schneidendes Licht umfing ihn und schnürte seine Seele zusammen.
Gefangen...nicht da wo er hätte hingesollt...

Und seine Seele schrie...Monate, Jahre...Jahrhunderte...oder auch nur Sekunden.
Die Ewigkeit ein Wimpernschlag....

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