Der alte Mann verneigte sich.
„Erlaubt mir, mich vorzustellen. Ich bin Esharon, der Barde. Rastlos wanderte ich viele Jahre auf der Suche nach einer Ruhestätte für meine letzten Jahre. Aber es sollte nicht irgendeine Ruhestätte sein, nein, meine Geschichten sollen weitergegeben werden. Denn sie sind alle wahr.
Außerdem“, er hob langsam den Kopf, „möchte ich bei denen leben, die mein Ursprung waren.“
In seinem Gesicht blitzten zwei verschiedenfarbige Augen auf.
„Ich bin nur zur Hälfte Dunkelelf. Das Blut meiner Mutter machte mich in jungen Jahren zum Außenseiter in Rev'Deca... Ich werde euch davon erzählen.“
„He, Halbblut, was glotzt du so?!“ kam es von links.
„Immer noch so ein Großmaul, wie, Bahadur?“
Von einem Mitglied des Hauses weiter hinten kam eine ungläubige Stimme: „Bahadur? Der General der dekanischen Truppen?“
„Ebendieser Bahadur. Doch nun lasst mich weitererzählen.“
„Großmaul? Du hast dich mir unterzuordnen, Esharon. Dein Blut stammt nur zur Hälfte vom Drachen ab!“
Esharon lachte spöttisch.
„Du lachst über mich, dreckiges Drow-Blut? Miss dich mit mir! Dann werden wir ja sehen, wer der Stärkere ist!“
„Den Mut hätte ich, Bahadur, allein fehlt mir die Torheit!“ Mit diesen Worten rannte Esharon los.
„Ha! Kinderkram!“ Hinter der Ecke des nächstgelegenen Gebäudes sprangen zwei Dekaner aus Bahadurs Bande hervor und packten den halben Dunkelelfen. Dieser blieb gelassen.
„Ohh, mit solchen Mitteln versuchst du, zu gewinnen? Ich bin enttäuscht. Ich dachte, du besäßest noch einen Funken Anstand in dir.“
„Der letzte schlechte, leere Augenblick. Der Arme wünscht, ihn festzuhalten. Jetzt, losgelöst von allem Glück, umringt von seines Alptraums fleischgewordenen Gestalten.“
„Du besitzt genügend Intellekt, um zu reimen? Du überraschst mich.“
Bahadur holte zum Schlag, schickte seine Faust auf die Reise und traf...
… auf einen unsichtbaren Schild. Im nächsten Moment spürte er einen Griff an der Kehle, konnte aber niemanden erkennen, der dies tun mochte. Langsam wurde er gen Himmel gehoben. Seine beiden Freunde wurden derweil mit einer mächtigen Druckwelle nach hinten geschleudert.
„W..was pa..passiert h...h..hier?“ krächzte er.
„Allem Anschein nach hast du mich wütend gemacht.“ schallte es herauf.
Bahadur spürte wieder Boden unter den Füßen. Glücklich schaute er sich um, nur um festzustellen, dass er auf der Spitze des höchsten Turmes von Rev'Deca stand.
„Verflucht seist du, Halbblut!“
„Du bist nicht in der Lage, jemanden zu verfluchen. Schweig still!“
Bahadurs Stimme versagte. Er war stumm gezaubert worden.
Fünf Tage später brachte man einen halb erfrorenen Jungen in den Palast. Es stellte sich heraus, dass er der Sohn des momentanen Generals der Dekaner war.
„Und so erfuhr ich, dass das Erbe meiner Mutter sowohl Fluch als auch Segen zugleich war. Nun stehe ich vor euch, der einzig mir verbliebene Besitz sind meine Geschichten.