Eine Rohan Vendetta Gilde |
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| Wintertage | |
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Gast Gast
| Thema: Wintertage So Nov 21, 2010 6:07 am | |
| Ferwyn liess die Blicke über die zerklüfteten Hügel in der Umgebung gleiten, während sein langbeiniges, anmutiges Pferd durch den Schnee trabte. Ihm gefiel die Landschaft nicht sonderlich, sie war in seinen Augen viel zu chaotisch, zerhackt und unaufgeräumt. Menschlich eben. Zwischen den Hügeln, weiss und glitzernd von schwerem Schnee bedeckt, traten hier und dort vereinzelnde Baumgruppen auf. Die Menschen nannten sie Wälder. Er schnaubte leise. Das waren keine Wälder, das waren kleine, dunkle und geradezu leblose Baumansammlungen, ohne Seele. Sein Blick fokussierte die Reitergruppe weiter vorne, die geschäftig einer Meute kläffender Hunde hinterhertrabte. Eine Jagdgesellschaft des neuen Königs dieser Lande.
Neben ihm ritt Sarlynn auf ihrem dunkelgrauen Elfenross. Er warf ihr einen Blick zu und sie lachte leise. "Sei nicht verstimmt, mein Freund. Nimm diese Jagd hin und erfreue dich daran, wenn du es vermagst. In ein paar Tagen sind wir wieder auf der Heimreise" Er musterte kurz ihr Gesicht, es war fast ebenso weiss wie der Schnee der hier lag und in der Sonne glitzerte. Selten genug hatte die Sonne sich in den letzten Tage durch die dunklen Wolken gewagt und nun schien sie endlich durch und erhellte Sarlynns Gesicht und ihr dunkles Haar auf eine Weise, die ihm, wie stets das Herz erhellte. "Mir trübt nicht die Jagd an sich das Gemüt. Es ist die Beute, die wir verfolgen..." Wieder glitt sein Blick nach vorne, zu den anderen Reitern, die mit lautem Gekläff der Hunde und geschäftigem Rufen untereinander immer weiter nach vorne drangen. Sarlynn folgte seinem Blick und seufzte leise "Ich weiss...es hätte nicht zu unseren Ehren geschehen sollen, auch ich fühle mich nicht wohl dabei, aber wir sollten ihre Traditionen achten. Du weisst, die Fürstin wünscht es" "Ich bin mir dessen bewusst." Er heftete den Blick auf den Boden, ab und an sah er dunkle Sprenkel im Schnee, zwischen den Spuren, die diese Menschen mit ihren behäbigen, schweren Pferden machten. Blut.
Über ihm, am klaren Himmel ertönte ein kurzer schriller Schrei. Zwei Falken glitten durch die Luft, weit oben und zogen ihre geschmeidigen Kreise. Sarlynn zog sich die Handschuhe etwas höher und ergriff die Zügel ihres Pferdes ein wenig fester. "Sie lassen ihm keine grossen Chancen, Ferwyn" sagte sie knapp. Ohne die Falken aus den Augen zu lassen, nickte der Elf. Nein, eine gute Jagd war dies mit Sicherheit nicht. Man hatte die Beute, die zuvor nur eingesperrt und angekettet ihr Dasein hatte fristen dürfen, mit einem Dolch leichte, aber stetig blutende Verletzungen zugefügt. Nur zwei Stunden Vorsprung hatte man ihr erteilt, der Beute, bevor man aufbrach. Falken, Bluthunde...Pferde...und ein Opfer, das in diesem Sonnenlicht so gut wie blind war . Nein, diese Jagd war eine Farce. Ferwyn liebte es, zu jagen. Aufzuspüren, zu Suchen, zu Verfolgen. Die Aufregung. Der Nervenkitzel. Und immer gab es die Option, dass die Beute die Chance hatte, zu entkommen, der Erfolg oblag dem Geschick des Jägers. Respekt, das war es, was zählte. Respekt vor dem, was man jagte. Diese Menschen hier hatten keinen Respekt vor den Eigenschaften einer guten Jagd und noch weniger vor ihrer Beute. Ferwyn schüttelte den Kopf, das alles hier war ihm absolut zuwieder. "Unsere Pferde sind schneller als ihre..." stellte er fest, ohne Sarlynn dabei anzusehen, sein Augenmerk lag auf den Atemwölkchen, die sich vor den Nüstern seiner Stute bildeten. Er bekam ein leises Lachen zur Antwort und Sarlynns Pferd schlug ein schärferes Tempo an.
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| | | Gast Gast
| Thema: Re: Wintertage So Nov 21, 2010 1:43 pm | |
| "Laele, warte...bitte!" Tathlyn hechtete mehr als aufgelöst hinter seiner Schwester her. Er war zwei Jahre jünger als sie und hatte erhebliche Mühe hinter Laele und ihren beiden Cousinen herzukommen.
Was die Mädchen scheinbar sehr belustigte, denn sie kicherten und liefen etwas schneller. Tathlyn sah kurz über die Schulter zurück. Viel zu weit entfernt waren sie schon, viel zu tief in diesem Tunnel; an dessen Ende er nurnoch ganz matt die Lichter der Stadt sehen konnte. Nurnoch wenige Schritte und sie waren sicher überhaupt nicht mehr zu sehen. Sie durften gar nicht hier sein und alleine wäre er nie auf den Gedanken gekommen, das Haus zu verlassen. Das durften Kinder nicht, nicht vor dem zehnten Geburtstag. Und davon war er noch weit entfernt. Ebenso wie Laele. Sie sollte erst nächstes Jahr auf die Akademie. Seine Cousinen Jyslin und Inidil waren ebenfalls noch nicht dort, Jyslin war gerade zehn geworden und man schickte sie im nächsten Monat nach Sorcere.
Als Tarthlyn wieder nach vorne sah, waren die Mädchen gerade um eine Ecke verschwunden. Auf keinen Fall wollte er in diesem Tunnel alleine bleiben und so beeilte er sich, um hinterher zu kommen. "Laele! Bitte! Warte doch!"
Als er um die Ecke stürmte, prallte er fast mit ihr zusammen. "Hör auf zu jammern, Tarthlyn und sei leise. Sonst kannst du sofort wieder umkehren und ich nehme dich nie wieder irgendwo mit hin, hörst du?" "Laele, wir werden solchen Ärger bekommen, lass uns umkehren, ja?" Er zupfte sanft an ihrem Ärmel und sah sie flehend an."Dann wird es vielleicht nicht so schlimm"
"Was bist du nur für ein Feigling!" Jyslin, die ältete und natürlich auch die Anführerin des kleinen Ausreissertrupps schlug Tathlyn auf den Hinterkopf. "Ich verstehe sowieso nicht, warum du deinen Bruder mitbringen musstest, Laele." "Er kam mir nach, was sollte ich denn tun? Er hätte sonst sicher gepetzt" Tathlyn sah zu Laele auf und kniff die Augen leicht zusammen. Das war überhaupt nicht wahr, was sie da sagte. Sie hatte ihn erst gebeten, dann fast angefleht und danach bedroht, dass er mitkam - weil sie alleine Angst gehabt hatte, das Haus zu verlassen. Und er war nur mitgegangen, weil sie ihm kaum eine Wahl gelassen hatte. Niemals hätte er sie verpetzt und das wusste sie auch ganz genau.
Gerade wollte er etwas dazu sagen, als ihm Jyslin wieder auf den Hinterkopf schlug. "Petzen mag ich garnicht! Du kommst jetzt mit und wenn uns jemand erwischt, sagen wir, es war deine Idee." Sie grinste fies und sah in dem Moment genau aus wie ihre Mutter, die Ilharess des Hauses. Tarthlyn konnte kaum glauben, was er da hörte, aber Jyslin drehte sich bereits um und stolzierte voran "Kommt schon, ihr wolltet doch die Sterne sehen, oder nicht?"
Der junge Drow warf Laele eine kurzen Blick zu und biss sich auf die Unterlippe. Er hatte den Schreck in ihrem Gesicht gesehen, und die vage Schuld ob ihrer Ausrede, jedoch schwieg sie und ging hinter den beiden älteren Mädchen her. Tarthlyn verstand das in diesem Moment nicht, seine Schwester war doch sonst auch nicht so...doch beliess er es dabei. Je älter er wurde, desto deutlicher wurden ihm immer wieder die unterschiedlichen Rechte und Pflichten, die ihn und seine Schwester mehr und mehr voneinander trennten.
Er tappste hinterher, durch den nicht sehr einladend aussehenden dunklen Gang und malte sich in Gedanken aus, was alles geschehen würde, wenn sie wieder nach Hause kämen. Keine sehr angenehmen Vorstellungen und mit Sicherheit würde Jyslin es so hinstellen, dass alles seine Schuld war. |
| | | Gast Gast
| Thema: Re: Wintertage So Nov 21, 2010 2:17 pm | |
| Tarthlyn lief mit einigem abstand hinter den Mädchen her. Er trug ihre Taschen, in denen sie alles Mögliche für ihren "Ausflug" an die Oberfläche eingepackt hatten. Jyslin und Inidil hatten sie ihm einfach in die Hände gedrückt. "Guck nicht so, dafür bist du doch da, Tarthlyn." hatte Jyslin gehöhnt und noch allerlei recht abwertende und demütigende Dinge über Männer gesagt, die sie irgendwo bei den Gesprächen der Frauen des Hauses aufgeschnappt hatte und die sie nun einfach reflektierte. Sie schien sich in der Rolle der unerschrockenen Anführerin mehr als wohl zu fühlen. Inidil eiferte ihr - wie immer eigentlich - nach und liess ab und an eine abfällige Bemerkung fallen, die sich in Tarthlyns Ohre anhörte wie ein leises Echo von Jyslin. Exakt die gleichen Worte... Laele schwieg zuerst, sie sah sich ab und an zu ihm um, aber als sie bemerkte, dass sie von Jyslin dabei beobachtet wurde, änderte sich sofort ihr Gesichtsausdruck und sie knallte ihrem kleinen Bruder auch noch ihre Tasche vor die Füsse.
Schweigend und mit zusammengeissenen Zähnen hob der kleine Drow die Tasche ebenfalls auf und ging still hinterher, ohne ein weiteres Wort zu verlieren. Er sah nur kurz zu Laele, die seinem Blick auswich und sich beeilte, wieder zu Jyslin zu kommen um ihr etwas zuzuflüstern, worauf diese dann schallend lachte und kurz zu Tarthlyn sah.
Es war nicht, dass er die Taschen tragen musste,was ihn innerlich erschütterte. Auch nicht, dass er hinter ihnen her gehen musste, obwohl es ihm absolut widerstrebte, überhaupt in diesem Tunnel zu sein, auf dieser sinnlosen "Reise". Auch nicht die wahrscheinlich folgenden Strafen, die ihn zu Hause erwarten würden. Es war Laele. Seine Schwester, die bisher immer liebevoll mit ihm umgegangen war, an der er so hing... Sie war so anders, so kalt. Sie log..sie lachte offen über ihn... Und das Gefühl schmerzte ihn schrecklich. Er hatte immer ein wenig Angst vor dem Tag gehabt, an dem sie auf die Akademie gehen würde...es wäre erst in einem Jahr gewesen, wo er sich hätte von ihr trennen müssen...erst dann hätte er sich verabschieden müssen, denn sie wäre lange Jahre nicht mehr für ihn greifbar.
Dass er sie früher verlieren würde, damit hatte er nicht gerechnet.
Die Beutel zogen immer schwerer an ihm und ihn verliessen langsam die Kräfte. Er wusste nicht mehr wie lange und wie weit sie gegangen waren. Auch die Mädchen weiter vorne waren stiller geworden, eine jede in ihre eigenen Gedanken vertieft. Nur die Schritte der kleinen Füsse hallten dumpf durch den alten, schmalen Tunnel.
Irgendwann wurde der Gang heller und die Luft immer frischer. Und als er Jyslin flüstern hörte "Wir sind da" , sah er auf und vor ihm, das Ende des Tunnels. Dahinter eisblaues Licht...benommen blinzelte er hin. Es schnitt ihm in den Augen, so hell war es. Er trat leise hinter die Mädchen und schirmte die Augen mit einer Hand ab. Es dauerte sehr lange, bis er wieder in das Licht sehen konnte und es tat da auch kaum noch weh.
Tarthlyn trat hinter den ehrfürchtig schweigenden Mädchen aus de Tunnel. Die Decke der Höhle in der er nun stand schien unendlich hoch...sie schimmerte in einem dunklen Blau und wurde noch erhellt durch Milliarden kleiner heller Lichtpunkte. Viel viel weiter hinten sah er eine grosse helle Scheibe, blinzelnd konnte er in das Licht sehen, musste aber nach einiger Zeit die Augen schliessen.
Der Boden war steinig und mit etwas weissem bedeckt...Hügelig war der Höhlenboden und schien das Licht der Decke noch zu reflektieren. Die riesige Grotte schien kein Ende nehmen zu wollen, wohin Tarthlyn auch sah...sie reichte unendlich weit. Die Mädchen tuschelten aufgeregt und er fragte leise "Wo sind wir hier?"
Jyslin knallte ihm wieder die Hand auf den Hinterkopf, dass seine Kopf nach vorne flog und lachte leise. "Wo gibt es wohl Sterne! Auf der Oberfläche, wo sonst!" |
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| Thema: Re: Wintertage | |
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