MaySalkiriss OlathDalharen

Gast

Eigentlich konnte sich May'Salkiriis glücklich schätzen.
Er hatte als Bester die Akademie abgeschlossen...ein begabter Jungmagier mit den besten Voraussetzungen.

Nun, er war nicht einer der hochgeborenen des Hauses gewesen, doch hatte ihn seine Mutter gelehrt immer strebsam zu sein, das beste zu geben...und er hatte es sich immer zu Herzen genommen.
Er las viel...zu viel manchmal...achtete immer darauf, gut gekleidet und perfekt reinlich aufzutreten.
Demut und den gebührenden Respekt vor der Obrigkeit...für ihn mehr als nur Phrasen.
Wenn man irgendwo in die tieferen Ränge der Familie hineingeboren wurde und das auch noch als Mann, dann nahm man zwangsweise eine entsprechende Rolle ein. An die er sich auch penibel hielt.

Dass die vorherige Ilharess ihn auf die Akademie hatte gehen lassen, war sicher etwas, was seine Mutter sehr stolz gemacht hätte...sie, die "nur" eine Kriegerin des Hauses gewesen war...die irgendwann von einer der vielen Schlachten nicht mehr heimkehrte. Und diesen Moment in May'Salkiriis noch jungem Leben nicht mehr mitbekam.

Wer sein Vater war - welcher Drow wusste das schon...

Er gab sich also alle Mühe, die Chance, die man ihm gewährte, auch wahrzunehmen. Er gab sein Bestes und oftmals mehr als das.
Wenn die anderen Schüler sich trafen, in ihrer Freizeit, so hockte er über den Büchern, in grimmigem Ehrgeiz vertieft, NOCH besser zu werden.
Er wurde belohnt für seinen Eifer und beneidet...leicht war die Zeit in der Akademie sicher nicht für ihn.

May'salkiriis kehrte vom Abend des Abschlusses und der daran anschliessenden Zeremonie nach vielen Jahren zu seinem Haus zurück...und fand nicht mehr viel vor.
Der Schock sass tief...was auch immer geschehen war, er verstand es nicht...zu wenig hatte er in letzter Zeit ein Ohr auf das gehabt, was ausserhalb den Gemäuern der Schule geschah und er sprach ohnehin kaum mit jemandem...

Es gab eine neue Ilharess, Shyntlara...die Tochter der vorangegangenen.
Hatte er ursprünglich ihrer Mutter dienen wollen, so würde er nun nicht weichen, diese Alternative stellte sich ihm garnicht.
Und so kehrte er zurück, gab seinen Eid ab, das Haus Shyntlaras mit seinem Leben und Blut zu verteidigen.
Und folgte ihr, woimmer sie auch hingehen würde...

Gast

Shyntlara, Ilharess des Hauses Olath Dalharen, bewohnte eines der schönsten Gebäude der Stadt.
Oben auf einem Felsvorsprung gelegen, konnte man über die ganze Stadt sehen, die matten Lichter...tief unten.
Der Wind wehte oft kühl von den Tiefen der Stadt hinauf, doch trug er selten das laute Leben mit, dass sich sort auf dem Platz tummelte...
So war es ruhig und erhaben, dieses Haus...obwohl es für die wenigen Mitglieder, die wohl noch dort verweilten eigentlich zu gross war.

Er fragte nie, was geschehen war, warum kaum jemand mehr übrig war...Shyntlara hatte ihm gegenüber nie etwas erwähnt.
Also ging er davon aus, dass sie ihn nicht involviert sehen wollte, deshalb vermiet er es tunlichst, jemand anderen danach zu Fragen.

Als er aus seinem Zimmer trat, war es still im Haus. Niemand hatte nach ihm geschickt zu dieser frühen Stunde, also wollte er die Zeit nutzen, um in der Stadt ein paar Einkäufe zu tätigen.
Er brauchte Papier, eine neue Feder und vor allem neue Kleidung...er konnte nicht ewig mit der Schuluniform herumrennen.
May zählte das wenige Geld, dass er hatte und hoffte, dass es reichen würde.
Dann trat er durch das Portal und stand wenige Augenblicke später am Rand des ausladenden Platzes der Stadt.
Es war laut, permanent musste er Drows und vor allem Rothe ausweichen, die geschäftig hin und her liefen...
Ständig musste er mit Zusammenstössen rechnen, was ihm mehr als unangenehm gewesen wäre.
Nicht nur der körperliche Kontakt, der eventuell stattfinden würde, schreckte ihn ab...auch dass seine Kleidung zerknautscht oder schmutzig werden könnte, war seine Sorge.
Er wusste selber, dass er damit ein kleines Problem hatte, und es war ihm auch nie erspart geblieben, dass seine Kommilitonen es ebenfalls bald herausgefunden hatten...
Aber das Schlimmste wäre wohl, auch noch in ein Gespräch verwickelt zu werden.
Und so huschte er eiligst, mit einem eisigen Gesichtsausdruck, durch die Strassen.

Er hatte gerade den Schneider erreicht und für die Kleidung bezahlt, als er angesprochen wurde...er drehte sich aus Reflex leicht weg, doch da gewahrte er bereits Veldrin, die Schwester der Ilharess.
"Die Ilharess erwartet dich bereits" war Veldrins einzige, fast geflüsterte Aussage, bevor sie beschämt zu Boden sah.
Und May schlug das Herz sofort heftiger...sie wünschte ihn zu sehen..wie lange war er weg gewesen? Doch nur kurze Zeit...
Mit mehr als schlechtem Gewissen stürmte er hinter Veldrin her und machte sich innerlich bittere Vorwürfe.
Sicher hatte sie nach ihm geschickt, um dann herauszufinden, dass er garnicht im Hause war.
Eine unangenehme Situation und er bereitete sich schon auf eine entsprechende Strafe vor...man liess die Ilharess einfach nicht warten...

Gast

Gemeinsam erreichten sie die Ilharess recht schnell.
May versuchte noch irgendwie das Kleidungspaket loszuwerden, bevor er vor sie trat.
Mit hochschlechtem Gewissen...
Er verneigte sich, wie es ihr gebührte, und sogar noch etwas mehr als das.

Schändlich war das...erst seit kurzer Zeit war er wieder hier, im Haus. Und schon benahm er sich unüberlegt und unangebracht.
Sein Blick saugte sich am Boden zu seinen Füssen fest, in Erwartung von nur allzu verständlichen Vorwürfen und einer mit Sicherheit folgenden Bestrafung.
Doch Shyntlara fragte zunächst, wo er gewesen sei.
Ihre Stimme hörte sich nur interessiert an, nicht vorwurfsvoll. Doch er wagte nicht, aufzusehen, um in ihrem Gesicht zu forschen, ob sie nicht doch verstimmt sei.
Er antwortete und sie gab sich damit zufrieden...eine kleine ironische Bemerkung nur, mehr nicht - bevor sie sich von ihm abwandte und mit Veldrin sprach.
Leicht bis mittelschwer irritiert nahm er seinen Platz ein, an der rechten Wand, die zu ihrem leicht erhöht angelegtem Sessel führte.

Erst jetzt, da sie sich mit ihrer Schwester unterhielt, fasste er den Mut, den Kopf zu heben und in ihre Richtung zu sehen.
Sie hatte ein neues Gewand an, das Kleid fiel lang und schmeichelnd über ihre schlanke Figur...und der Rücken war sehr...weit...ausgeschnitten.
May schluckte trocken und zwang sich in eine andere Richtung zu sehen.
Aufmerksamkeit - er entsann sich seiner Aufgaben und liess mit unbeteiligtem Gesicht den Blick ab und an durch die hohe Halle gleiten.

So stand er dort, wachte und spürte öfters den Blick der Ilharess auf sich ruhen. Er bemühte sich, möglichst respektabel zu wirken und eine gute Figur abzugeben.
Und argwöhnte, dass sie mit ihren Blicken versuchte, ihn abzuschätzen...vielleicht war sie doch erzürnt und überlegte sich, wie sie ihn doch noch disziplinieren könnte? Waren es vorwurfsvolle Blicke?
May'salkiriis konnte es nicht sagen, denn er wagte nicht, den Blick zu erwidern.

Später am Tag sollte er sie zur Jagd begleiten...

Gast

Die Jagd wurde nicht wirklich das, was er sich erhofft hatte...
Veldrin und Shyntlara waren erprobte Magierinnen, die recht genau wussten, was sie taten.
Und er bemühte sich immernoch redlich, sich nicht von Veldrins heller Magie völlig aus dem Konzept bringen zu lassen.

Was ihm kaum gelang...zu oft störten ihre Frequenzen die seinen und ihr erging es sicher ebenso...auch wenn er sich bemühte nicht zu oft in ihrer Nähe zu wirken.
Veldrin wich ihm mehrfach aus und jagde an einer anderen Stelle, zusammen mit einem der Söldner.
So oblag es May'salkiriis, die Ilharess zu unterstützen.

Und er merkte, wie so oft in letzter Zeit, dass er noch lange kein guter Magier war.
In der Akademie hatte er viel erreicht, war stets einer der Besten und hatte viel Zeit mit Lesen und Lernen verbracht, doch schien es hier nicht wirklich auszureichen.
Er war nicht schlecht, das wusste er...doch konnte er kaum mit den Künsten der beiden Frauen konkurrieren.
Das wollte er auch nicht, aber er ahnte, dass er niemals solches Potential haben würde.
Wie sollte er sich so beweisen?
Würden sie ihn nicht belächeln, wenn er seiner Aufgabe nachkommen wollte, sie zu schützen und zu verteidigen?
Wo sie es selbst viel besser konnten?

Die Zweifel in May wurden stärker...er strengte sich immer an, mehr zu lernen, härter an sich zu arbeiten.
Und hatte stets Angst, nicht gut genug zu sein...

Als Shyntlara die Jagd für beendet erklärte, warf sie May einen langen Blick zu und er senkte den Kopf. Sicher war sie enttäuscht.
Erst sein ungebührliches Verhalten am Morgen und dann war er auch noch schlecht bei der Jagd...

Und gerade sie hatte er nicht enttäuschen wollen.
Als sie ins Haus zurückkehrten, nahm er wieder seinen Platz ein und sah mit eisiger Miene nach vorn.
Er schwor sich im Stillen noch härter zu arbeiten...

Gast

Im Laufe der nächsten Tage wachte er in den Hallen und wenn er nicht dort sein musste, so zog er sich in die Bibliothek zurück um in den alten Büchern und Schriften zu lernen.
Oder er begab sich vor die Tore der Stadt um zu üben, wenn die Ilharess es erlaubt hatte oder es anordnete.

Nach ein paar Tagen sollte im Tempel eine Zeremonie stattfinden, zu Ehren Lloths - es war ein hoher offizieller Feiertag.
Veldrin wurde die Ehre zuteil, an diesem Tag die Zeremonie zu leiten.
Stolz erfüllte May, dass es die Schwester seiner Ilharess war, die ausgewählt worden war, dieses wichtige Ritual durchzuführen.

Er bereitete sich entsprechend vor, pflegte sich noch gründlicher als er es sonst schon tat und beschloss heute seine neue Kleidung zu tragen.
Seine Mutter hatte ihm stets eingeschärft, sorgsam mit seinen wenigen Dingen umzugehen. Und daran hielt er penibel fest.
Die kleine Truhe in seinem Zimmer beherbergte dieses eine neue Gewand, das andere - die Uniform die er in der Akademie getragen hatte - trug er bisher am Leib.
Sorgsam richtete er seine Haare und legte die neue Kleidung an. Zuppelte hier und dort den Stoff zurecht und fand sich recht passabel.

Wenn man ihn so sah, wie er auf jedes Detail achtete, wie er vor dem Spiegel stand und an sich hinabsah...man hätte meinen können, es sei Eitelkeit.
Doch war dem nicht so. Natürlich wollte er gut aussehen, aber weniger zum Eigenzweck.
Er wollte mit seiner Erscheinung niemanden seines Hauses diskreditieren, niemand sollte denken, ein Mann aus dem Hause Olath Dalharen sei schlecht gepflegt oder gar nachlässig. Das würde ein ganz schlechtes Licht auf die Ilharess werfen und genau das galt es zu vermeiden.
Als er zufrieden war, wartete er auf den Aufruf, den Tempel aufzusuchen...

(... die weiteren Geschehenisse sind hier

https://jademeer.forumieren.de/die-hallen-des-hauses-f17/der-tempel-t29.htm

nachzulesen)

Gast

Ein paar Tage nach dem Zwischenfall im Tempel begleitete May Shyntlara und Veldrin in die Stadt.
Aufmerksam und wachsam hielt er Ausschau nach versteckten Intriganten oder Spähern.
Dass das Haus in den Fokus der Aufmerksamkeit gerückt war, war ihm mehr als bewusst.

Dadurch entging ihm allerdings die Intension der Blicke, die ihm die Ilharess zuwarf.
Oft lag ihr Blick länger auf ihm, er spürte es, obwohl er nie wagte, den Blick zu erwiedern.
Sicher sah sie ihn vorwurfsvoll an, er ahnte es...immerhin war es wohl auch seine Schuld gewesen, dass es zum Eklat im Tempel kam. Gut, er hatte nichts absichtlich getan, aber er war involviert gewesen...das reichte ja schon.

Eher zufällig, als er sich wieder einmal mit wachsamen Augen umsah, traf er unvorbereitet auf einen der Blicke, mit denen Shyntlara ihn bedachte und erschrak.
Nicht tadelnd, vorwurfsvoll oder zornig waren ihre Augen...eher das Gegenteil.
Sie strahlten in einem Glanz, den er noch nie bei ihr gesehen hatte und um ihre Lippen spielte ein sanftes Lächeln.
Zu lange sah er sie irritiert an, zu lange...bevor er den Kopf hastig senkte.

Was wollte sie ihm damit sagen? Solch einen Blick kannte er nicht...
Er hatte viel gelernt, konnte Stimmungsschwankungen bei Frauen sofort erkennen und sich dann dementsprechend verhalten, aber das hier...war ihm neu.
Oder...war es...
Betroffen schüttelte er unmerklich den Kopf.
Dafür hatte er sich doch noch gar nicht qualifiziert, er hatte noch nichts besonderes geleistet, dass diese Ehre gerehtfertigt hätte.

Tausend Gedanken schossen ihm durch den Kopf. Er wusste theoretisch was bevorstand. Oft genug hatte er die Gespräche seiner Studienkollegen mit anhören müssen, die die Praxis bereits mit Rothe übten oder ähnliches.
Es hatte ihn in der Akademie nie interessiert, das Lernen war ihm immer wichtiger gewesen.
Nie hatte er...
Und jetzt...
May wurde leicht schwindelig bei dem Gedanken. Die Ilharess war eine der schönsten Frauen, die er je gesehen hatte und sie...sie war die Ilharess!
Sicher hatte sie sehr genaue Vorstellungen was er tun sollte und er hatte so gar keine Ahnung wie er es ihr Recht machen konnte.

Jähe Panik machte sich in ihm breit. Schreckliche Geschichten hatten sich die anderen in der Akademie erzählt, von Männern, die dabei etwas falsch gemacht hatten...

Völlig in Gedanken versunken ging er hinter Veldrin und Shyntlara her, zum Haus zurück.
Er hatte ein wenig Freizeit, die er postwendend in der Bibliothek verbrachte.
Es musste doch irgendwo ein Buch geben, das beschrieb, was man machen sollte...
Als May durch die Regale irrte, auf der Suche danach, dachte er wieder einmal daran, dass es für ihn eine grosse Ehre gewesen war, die Magierakademie besuchen zu dürfen...er war dort der einzigste aus seinem Haus gewesen und doch...er hatte nie einen Mentor gehabt, so wie die anderen...ältere Brüder, andere Männer des Hauses, die ihn vielleicht mal beiseite genommen hätten, um ihm das eine oder andere zu erklären.

Irgendwann fand er eher durch Zufall ein kleines Buch. Recht zerfleddert, wie er feststellen musste.
Da in der Bibliothek ab und an Rothe oder sonstwer umherliefen, nahm er die Abhandlung mit auf sein Zimmer...

(siehe https://jademeer.forumieren.de/die-hallen-des-hauses-f17/may-salkiriis-zimmer-t38.htm Thema: Ein paar Tage später... )

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